Samstag, 30. April 2016

30-13

Leslie Ernenwein (d. s. Bliss Lomax oder auch H. S. Drago) RAUCHENDE COLTS Ludwig Baur Verlag, München 1952, OT: GUNFIGHTER'S RETURN (deutsche Übersetzung: Hansheinz Werner

Jim Rimbaud, ein texanischer Revolvermann, hat seit zehn Jahren freiwillig an der Rebellion Francisco Durangos gegen den Präsidenten Porfiro Diaz teilgenommen. Als die Rebellenarmee durch Verrat geschlagen ist, flüchtet er mit dem tödlich verwundeten General in Richtung der Grenze Arizonas. Bei Durangos Tod kann er sich nur dadurch retten, dass er seinen Sold - Goldstücke - auf seine Fährte streut und die verfolgenden Mexikaner dadurch abhält ihn einzuholen. In Junction, wo er früher schon einmal eine Verwundung ausheilen konnte, hofft er sich zu erholen, da er das ewige Kämpfen seiner "rauchigen Jahre" satt hat. Er sieht sich dann allerdings gezwungen, den Schutz der Heimstättte Sam Maibens zu übernehmen, da er erfährt, dass dieser ihm früher einmal das Leben gerettet hat. Ausgerechnet Maiben, der beabsichtigt, die hübsche Eve Odegarde zu heiraten, auf die Rimbaud schon damals ein Auge geworfen hatte. Maiben wird fälschlicherweise des Rinderdiebstahls bezichtigt und von dem arroganten Lew Stromberg, dem die "Römische Vier" gehört, gejagt. Nun machen Strombergs Leute auch Jagd auf Rimbaud.

Alles in allem eine bekannte, klischeehaft wirkende Story, die allerdings gekonnt von Ernenwein in Szene gesetzt wurde und somit ganz und gar nicht klischeehaft wirkt. Sie gleicht einer Mischung der haycoxschen Art, verschiedene Personen und Szenen darzustellen, um sie im Laufe der Handlung miteinander zu kombinieren, und der Darstellung eines Joseph Chadwick, das damals so ehrbare Bild von Frauen in gewissen Passagen etwas in Frage zu stellen. Zum Beispiel geht es in Ernenweins Roman darum zu erklären, weshalb der Revolutionsgeneral Durango verraten wurde. Dies geschah aus Geldsucht durch eine Dirne, mit der der Frauenliebhaber Durango angebändelt hatte und die ihn letzten Endes an die mexikanische Regierung verriet. Die Protagonistinnen freilich sind gute Frauen, obgleich sie sich natürlich untereinander nicht grün sind. Da sind die etwas verschlossen wirkende Eve Odegarde, die von Rimbaud zärtlich "Süsses Zeug" genannt wird und die feurige, rebellisch wirkende Della Stromberg, die Tochter des arroganten Lew Stromberg, die im Verlauf der Story dem Revolverhelden Rimbaud das Leben rettet, als dieser in die Falle von drei Stromberg-Leuten geraten ist. Die drei haben Rimbaud gerade bös zugesetzt und sind im Begriff, ihm "den Rest zu geben", als Della sie mit vorgehaltenem Revolver verscheucht.

Die Geschichte ist in einem lockeren Stil geschrieben, für die damalige Zeit recht modern, die Personen sind glaubhaft in Szene gesetzt und der Protagonist Jim Rimbaud ist einer jener Burschen, die sich stets auf die Seite der Schwächeren (Ernenwein nennt sie "die armen Hunde") stellen und sich dann regelrechten Verdruss einhandeln. In einer Szene kommt es sogar vor, dass sich Rimbaud schwer betrinkt - ihm als Saufkumpan zur Seite steht der Tellerwäscher Limpy, ein armes Subjekt mit einem Holzbein und von vielen verhöhnt.

Den Gegnern gegenüber ist Jim Rimbaud natürlich weniger loyal eingestellt. Nachdem sich die drei Stromberg-Burschen "höllisch" mit ihm befasst hatten und er sich etwas erholt hat, reitet er in die Stadt, um das Trio zu erwischen. Wie das ausgeht, ist natürlich völlig klar; der Saloon, in dem sich die drei Männer befinden, ist alsbald von Pulverrauch vernebelt und der Leichenbestatter hat wieder viel Arbeit.

Eine wirklich sehr schöne Story, deren Lektüre von der ersten Seite an Spaß macht. Alles in allem ein wahrlich sehr guter Westernroman und unbedingt zu empfehlen!
(R. S. Stone)