Samstag, 30. April 2016

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Peter Bischoff, Peter Noçon, Michael Scholz (Hrsg.), Studies in the Western, Vol. XVII - 2009 (Münster: GASW Research Center 2010) ISSN 0943-9099 - 180 S., mit zahlreichen Abbildungen, gebunden

Zur diesjährigen Jahrestagung - konnte die GASW - The German Association for the Study of the Western | Deutsche Gesellschaft zum Studium des Western den druckfrischen neuen Band 2009 ihres zweisprachigen Jahrbuchs (englisch/deutsch) Studies in the Western (Vol. XVII) allen Teilnehmern präsentieren, die diese einzigartige deutschsprachige wissenschaftliche Veröffentlichung zum Western gerne in die Hand nahmen.

Einleitend finden wir einen Nachruf auf Elmer Kelton, ergänzt durch den Abdruck der frühen Erzählung Sellout des Verstorbenen - Kelton war Ehrenmitglied der GASW und der Gesellschaft seit langem eng verbunden.

Im Mittelpunkt der deutsch- und englischsprachigen Beiträge des Bandes steht das Thema "Religion im Western", welches im Jahr 2009 auch auf einer Tagung der GASW eingehend behandelt wurde. Kenneth E. Hall bietet eine umfassende Einführung unter dem Titel "Shall We Gather at the River", während sich Karl Jürgen Roth mit der Behandlung der Thematik in populären deutschen Romanen des 19. Jahrhunderts (Gerstäcker, Möllhausen, May) beschäftigt. Den Aspekt der Spiritualität rücken Stephen L. Tanner (Spiritual Values in the Popular Western) und Birgit Hans (Dakota Spirituality in Adrian Louis' Skins) ins Zentrum ihrer Betrachtungen. Peter Bischoff gelingt es mit "Auf nach Westen! Die jüdische Stimme im Western" erstmals ein weites Feld zu bestellen, wobei das behandelte Spektrum von der Literatur bis zum Zeichentrickfilm reicht. Marga Munkelt geht dann intertextuellen Verweisen in einem Werk von Luis Valdez nach.

Über das Tagungsthema von 2009 hinausgehend, versucht Marc Eickhoff die neueren Western Open Range und Seraphim Falls vor dem Hintergrund der kollektiven Befindlichkeiten der USA nach den tragischen Ereignissen von 9/11 zu sehen, und gelangt hier zu spannenden Ergebnissen. Literatursoziologischen Fragestellungen widmet Helmut Rohde seine Aufmerksamkeit; anhand der deutschen Romanheftreihe Lassiter berichtet er über den literarischen Jugendschutz bei Bastei. Abgerundet wird das - wie immer - gelungene, sorgfältig redigierte Jahrbuch durch einige Rezensionen und eine knappe Informationen zu Bruce Marshall.

Die Beiträge sind lebendig geschrieben, vielfach mit schwarz-weissen und/oder farbigen Illustrationen ergänzt und fast immer spannend zu lesen. Sie genügen völlig wissenschaftlichen Ansprüchen bieten aber auch dem interessierten Laien viel Wissenswertes. Dem Redaktionsteam und den Autoren muss dafür gedankt werden, dass sie sich wieder mit hohem Engagement der Mühe unterzogen haben, eine Veröffentlichung zusammen zu stellen, die unbedingt in jede Referenzbibliothek in Sachen Western gehört. - Fazit: Uneingeschränkt zu empfehlen. Wer den Band haben möchte, sollte schnell zugreifen, da die Veröffentlichung (begrenzte Auflage!) schon bald vergriffen sein dürfte. (Karl Jürgen Roth, Juni 2010)