Montag, 16. Mai 2016

16-06

Ernest Haycox, 
TIEFER WESTEN. 
Droemersche Verlagsanstalt München 1951 
(251 S.) - OT: Deep West, dt.v. Hansheinz Werner

Wer sich den Viehräubern in dem Land zwischen Jackson Hole und Julesburg in den Weg stellt, nimmt kein gutes Ende. Die Rancher scheinen machtlos. Nur Jim Benbow, der Vormann der Hut-Ranch hat keine Angst. Er weiß, wer die Banditen sind und sucht nach den nötigen Beweisen, um zuschlagen zu können.
Ausgerechnet Clay Rand, der beste Freund Benbows, hat sich mit den Viehräubern verbündet. Dies weiss Benbow allerdings nicht.
Dieser Roman, der 1937 erstmals in den Staaten veröffentlicht wurde, zeigt Haycox in seiner typisch klaren, spröden und auch wortgewandten Sprache. Es ist ein Roman, der nicht nur die Geschichte der Auseinandersetzung zwischen Viehdieben und Ranchern schildert, sondern sich auch um Freundschaft, Liebe und Verrat kümmert.
Während der Altmeister Zane Grey seine Romane in meist doch recht blumiger Weise präsentiert, zeigt sich Haycox eher als nüchterner, glasklarer Repräsentant des Genres. Tiefer Westen (Deep West) ist ein deutliches Beispiel dafür. Der Protagonist Jim Benbow ist ein nüchterner, realistischer Mann, dessen Ziele und Aufgaben klar vor ihm liegen. Ohne wenn und aber. Clay Rand, Benbows Freund, ist der Verräter. Auch er wird eher nüchtern beschrieben. sachlich und klar. Ein wankelmütiger Mann, der im Verlauf der Geschichte immer mehr erkennt, dass er verloren ist. Das Ende kommt, wie es kommen muss: es ist Jim Benbow, der seinem Freund den Strick um den Hals legen muss. Es wird nicht mehr geredet und geschwafelt. Die Sache ist klar und muss vollzogen werden.
Tiefer Westen ist ein Roman, bei dem schon sehr früh auffällt, dass er mit äusserster Sorgfalt geschrieben worden ist. Alles in diesem Roman ist detailliert, glaubhaft und realistisch. Es ist Winter und man kann als Leser förmlich die Kälte spüren, die beschrieben wird.
Für mich zählt Tiefer Westen zu den unbedingt besten Western überhaupt und natürlich zu den stärksten Haycox-Romanen. (R. S. Stone)

Nebenstehend: Titelbild einer amerikanischen Ausgabe (New York: Triangle Books 1947). Es handelt sich nicht um die Erstausgabe!
(Karl Jürgen Roth)