Donnerstag, 17. Juni 2021

17-06

 

Alfred WALLON: Kampf am Schienenstrang.
[beinhaltet die beiden Romane:] Die Hölle von Julesburg [und] Blutige Meilen

Blitz Verlag, [Windeck] 2021 (244 S.)
= Western-Legenden 9034
[lieferbar als EBook bzw. Taschenbuch (limitierte und exklusive Sammler-Edition]

The Iron Horse ... der Bau der transkontinentalen Bahnlinie in den 1860er Jahren, die den Osten der Vereinigten Staaten mit dem fernen Westen verband, steht im Mittelpunkt der beiden handlungsmässig nicht mit einander verbundenen Romane Alfred Wallons, die hier als "Kampf am Schienenstrang" in einer schönen Taschenbuchausgabe (bzw. Ebook-Ausgabe) mit Cover von Rudolf Sieber-Lonati durch dem Blitz-Verlag vorgelegt werden.
Union und Central Pacific lieferten sich damals ein Wettrennen darum, wer die meisten Streckenkilometer bauen konnte. Damit verbunden waren nämlich finanzielle Vorteile, die die Bahngesellschaften durch Weiterverkauf von ihnen zugestandenen Rechten erwirtschaften konnten.  

"Die Hölle von Julesburg" führt in eine Siedlung, in der die Arbeiter der Union Pacific ihr Vergnügen finden können. Oft werden sie betrogen und finanziell übervorteilt, die Huren ziehen ihnen das Geld aus der Tasche und Falschspieler ermorden diejenigen, die sie des Betruges bezichtigen. Zudem treiben Agenten der konkurrierenden Central Pacific ihr Unwesen, um Fortschritte beim Bau möglichst zu behindern. Wallon erzählt, wie es der Union Pacific gelingt, den 'Sündenpfuhl' Julesburg zu beseitigen und die Rädelsführer zu strafen bzw. zu vertreiben.

Schwierigkeiten beim Durchbruch der Central Pacific durch die verschneite Sierra Nevada sind Thema von "Blutige Meilen". Fürwahr, es ist ein blutiges und hartes Geschäft den Schienenstrang gegen die Widrigkeiten der Natur voranzutreiben. Zahlreiche Sprengungen sind notwendig, um die Trasse zu bauen. Schwarzpulver und Nitroglyzerin kommen zum Einsatz, Menschen sterben immer wieder oder versuchen, vom Bahnbau zu 'desertieren'. Die irischen Arbeiter murren wegen zu geringer Bezahlung und die Central Pacific rekrutiert chinesische Arbeitskräfte, die für weniger Lohn bereit sind, zu arbeiten. Ein Agent der Union Pacific wirbt einen Vorarbeiter der Central an, der dann etliche Sabotageakte durchführt, die den Baufortschritt behindern und manches Menschenleben kosten. Erst gegen Ende des Romans findet er seine Strafe.

"Kampf am Schienenstrang" zeigt den Bahnbau und die damit verbundenen Probleme erfreulicherweise aus Sicht der Union bzw. der Central Pacific. Wallon bietet seinen Lesern hier unterschiedliche Perspektiven und konzentriert sich darauf, die Ereignisse aus der Sicht der Beteiligten zu schildern. Sind es im ersten Roman General Jack Casement und ein Zeitungsreporter sowie irische Schwellenleger, so stehen im zweiten Text der Bauleiter Strobridge und die chinesischen Arbeiter im Mittelpunkt. Die Hintergründe sind weitestgehend zutreffend geschildert und Alfred Wallon kann somit in den beiden Westerngeschichten des empfehlenswerten Buches - welches ich mit Vergnügen und Gewinn gelesen habe - seinen Anspruch einlösen, fundierte historische Western zu schreiben. (Karl Jürgen Roth, im Juni 2021)