Emil Droonberg (1864-1934) - heute leider zu Unrecht weitgehend vergessen - ist ein Klassiker der deutschsprachigen Abenteuerliteratur des frühen 20. Jahrhunderts. Seine zumeist in Nordamerika spielenden Abenteuerromane boten bunt schillernde Bilder der Pioniergesellschaft Kanadas und der Vereinigten Staaten. Der Abenteuerverlag Pockau hat sich dankenswerterweise dem literarischen Oeuvre Droonbergs angenommen und es - teilweise nach Jahrzehnten - jetzt erstmals wieder dem heutigen Leser in ansprechender Form (zeitgemässes Paperback, im Format vom ca. 22 x 15,5 cm) zugänglich gemacht. Die Texte sind nun nicht mehr in Fraktur, sondern in der heute üblichen Schrift (Antiqua) gesetzt, was vor allem jüngeren Lesern den Zugang deutlich erleichtern dürfte.
Mit dem als AVP, Band 4 veröffentlichten Roman DIE GOLDWÄSCHER AM KLONDIKE führt uns der Autor zurück in die Jahre kurz vor dem Beginn des 20. Jahrhunderts - in die Zeit des grossen Goldrausches in Alaska (bzw. eigentlich im kanadischen Klondike-Distrikt). Jack London hat diese dramatischen Ereignisse gleichfalls in mehreren Texten aufgegriffen und Charlie Chaplin hat dem strapaziösen Trail der Goldsucher ein unvergesslichen filmisches Denkmal gesetzt - Emil Droonberg steht ihnen nicht nach. Ein alter Goldsucher stirbt, als er einen reichen Claim erhält - Schurken versuchen sein Erbe an sich zu bringen - ein Jounalist schlägt sich nach Dawson durch - die junge Tochter des Verstorbenen wird in eine Falle gelockt. Zahlreiche weitere Verwicklungen kommen hinzu bis ... sich schliesslich doch alles zum Guten wendet. Die Überquerung des White Pass im Winter, ein Blizzard oder Kanufahrten auf den Strömen Alaskas - nur einige wenige Handlungsaspekte können hier genannt werden.
Droonberg versteht zu erzählen, er bietet seinen Lesern einen guten, traditionell erzählten Abenteuerroman vor dem Hintergrund der grandiosen Natur des nördlichen Kanada mit einer zwar konstruierten aber dennoch glaubwürdigen Handlung und treffend charakterisierten Handlungsträgern.
Fazit: Die ältere deutsche Abenteuerliteratur ist nicht unbedingt reich an lesenswerten, belletristischen Texten über den Goldrausch am Klondike (ich erinnere mich im Augenblick nur noch die 'Northern' von Frank Sander [d.i. Otto Neitsch]). Hier ist ein guter Klondikeroman - und zudem ein wichtiger Beitrag zum Genre - Droonbergs 'Goldwäscher' sollte man kennen, wenn man sich für Abenteuerliteratur und Western interessiert!
(Karl Jürgen Roth, Oktober 2009)
