Dienstag, 17. Mai 2016

17-03

Thomas Jeier, 
Das große Buch der Indianer. Die Ureinwohner Nordamerikas 
(Wien : Verlag Carl Ueberreuter 2008)
ISBN: 978-3-8000-1596-2 - 304 S., gebunden, zahlr. Abbildungen - 24,95 €


Thomas Jeier - seit Jahrzehnten ein Kenner der indianischen Geschichte und Spezialist für den amerikanischen Westen - hat bei Ueberreuter ein Buch vorlegt, in dem er es bestens versteht, die Welt der nordamerikanischen Ureinwohner in anschaulicher Sprache und verständlich den deutschsprachigen Lesern nahe zu bringen. Auf mehr als 300 Druckseiten und versehen mit zahlreichen dokumentarischen Fotos bietet er einen breit gefächerten Überblick, wobei es ihm auch gelingt zahlreiche interessante Details zu berücksichtigen.

Die ersten zehn Kapitel beschäftigen sich historisch und ethnologisch mit verschiedenen Gruppen indianischer Völker. Im einleitenden Kapitel stehen die Anasazi, Pueblos und Hopi im Zentrum der Betrachtung. Dann führt Jeier uns in den Nord- sowie in den Südosten der Vereinigten Staaten. Hier behandelt er in drei Kapiteln die Stämme, die zuerst in Kontakt zu den englischen und französichen Siedlern kamen. Man erfährt z.B. viel über die "Römer der Wildnis" - die Irokesen, die auch in Coopers Lederstrumpf-Romanen, eine wichtige Rolle spielten. Nach einem weiteren Kapitel über die Bauern des Westens (Mandan, Hidatsa, Pawnee) - wer denkt bei Indianern schon an Bauern? - berücksichtigt Jeier in vier umfangreichen Abschnitten die indianischen Gruppen, die das populäre Image der "Roten" am stärksten bestimmt haben: Die Stämme, die westlich des Mississippi lebten. Ein Schwerpunkt der Darstellung liegt hierbei bei den Stämmen der Northern Plains (Lakota etc.), aber auch Comanchen, Kiowa, Apachen, Navajo oder Shoshone finden eine ausführliche Würdigung. Im letzten den einzelnen Völkergruppen gewidmeten Kapitel gibt der Autor einen Überblick über die indianischen Kulturen des Nordwestens.

 Im folgenden schlägt er einen Bogen zur Gegenwart, geht in zwei weiteren Kapiteln auf das Leben heutiger Indianer ein und gibt Tipps für eine Reise ins Indianerland. Sehr positiv fallen zahlreiche - farblich besonders gekennzeichnete - Einschübe auf in denen Jeier spezielle Aspekte gekonnt anspricht. Sie reichen von historisch orientierten Informationen über die Comancheros bis zu Interviews mit heute lebenden Indianern (Superintendent Baker - ein moderner Krieger) oder Vorstellungen von Wissenschaftlern (Dr. Birgit Hans: Indianerkunde aus erster Hand).

 Fazit: Ein sehr empfehlenswertes Buch, das überzeugen kann - ein Buch für jeden, der am Leben und an der Geschichte der Indianer interessiert ist, mit erfreulichen Verzicht auf eine elaborierte Fachsprache, die eh nur spezialisierte Völkerkundler ansprechen würde. (Karl Jürgen Roth, März 2008)