Dienstag, 17. Mai 2016

17-06

Thomas Jeier, 

DIE ERSTEN AMERIKANER. 
Eine Geschichte der Indianer 
(München : Deutsche Verlags-Anstalt 2011) 
ISBN: 978-3-421-04412-9 - 
347 S., gebunden - 22,99 €

Bescheiden heisst es im Untertitel von Thomas JEIERS neuem Buch "Eine Geschichte der Indianer". Dem Autor, als profundem Kenner der indianischen Geschichte, ist natürlich klar, dass man die Geschichte der Indianer selbst in mehreren umfangreichen Folianten nicht vollständig aufarbeiten kann. Er hat somit weise darauf verzichtet, diesen Anspruch zu postulieren.

Am Ende der Einführung: "Indianer - Gibt es die noch?" zitiert JEIER den Blackfeet Darrell Norman mit den Worten "Was immer bleiben wird, ist das Land". - Dies steht gewissermassen auch als ein Motto über dem Buch: Das Land - insbesondere also der amerikanische Westen rückt einerseits in den Mittelpunkt der Ausführungen, andererseits sind DIE ERSTEN AMERIKANER eine Geschichte der Herausforderungen, denen die Indianer bei ihren Begegnungen mit anderen begegneten.

Die einzelnen Kapitel berichten in angenehmer Präzision der Sprache, zudem spannend und unterhaltsam u.a. von ersten Kontakten zwischen Europäern und Indianern, von indianischer Religion, vom Leben der amerikanischen Ureinwohner, von Machthunger und Profitgier, von Demokratie in der Wildnis oder von den Indianerkriegen des 19. Jahrhunderts. Ein besonderes Augenmerk legt JEIER, der oftmals indianische Reservationen besucht und zahlreiche dortige Kontakte und Freundschaften pflegt, auf eine Schilderung der Verhältnisse in der jüngeren Vergangenheit und in der Gegenwart.

Untergliedert sind die Kapitel in kürzere Abschnitte mit Zwischenüberschriften in Form knapper 'Schlagzeilen'. Man weiss somit direkt, um was es auf den folgenden Seiten geht. Der Autor scheut sich hier auch nicht teils zunächst marginal Erscheinendes aufzugreifen. So fallen z.B. im Kapitel 'Erste Kontakte' Berichte über angebliche Frühreisen von Walisern oder Wikingern ins Innere von Nordamerika auf, die sich seit Jahrhunderten legendenhaft halten, die aber - wie Jeier betont - natürlich letztendlich kaum nachweisbar sind. Die leider nur wenigen ausgewählten Abbildungen im Bildteil können die Textaussagen bestens unterstreichen. Hervorzuheben sind die mustergültige Zeittafel, das Register sowie vor allem der interessante kommentierte Literaturbericht, der mir besonders gut gefallen hat.

Es macht Spass dieses neue Sachbuch zu lesen, JEIER gelingt es mit DIE ERSTEN AMERIKANER seinen Lesern zentrale Aspekte der Geschichte der nordamerikanischen Indianer in informativ spannender Weise zu vermitteln. - Fazit: Populäre detailreiche Geschichtsdarstellung, die ich gerne weiter empfehle. (Karl Jürgen Roth, November 2011)