Donnerstag, 19. Mai 2016

19-09

William McLeod Raine: 
KLIRRENDE SPOREN. Wildwestroman. 
Goldring-Verlag Papenburg April 1957 (287 S.) - 
OT: Jingling Spurs [Paperback: The Six-Gun-Kid], dt.v. Hansheinz Werner

Trotz der als Titelillustrationen verwandten häufig etwas chaotisch wirkenden Collagen von Standfotos aus Filmen vor einem goldfarbenen Hintergrund verbergen sich innerhalb der Leihbuchreihe Der Goldring des gleichnamigen Papenburger Verlages zumindest ab und zu interessante Titel. So auch bei beim hier kurz vorzustellenden Romans des Amerikaners William McLeod Raine, dessen Originalausgabe 1950 veröffentlicht wurde. Raine wurde in England geboren, kam aber schon als Jugendlicher in die Vereinigten Staaten und lernte dort das Leben im Westen aus erster Hand kennen, bevor er davon in zahlreichen Romanen erzählte.

Der Werbetext auf dem Buchrücken fasst den Inhalt zusammen: "Round Top wird von Anse Cottrell und seinem Familienklüngel beherrscht. Den Cottrells ist es gelungen, die früher einflußreiche und hochgeachtete Familie der Sloans durch Mord, Gewalt und Verleumdung völlig auszuschalten. Und wenn irgendwo im County einmal jemand nicht so will wie die Cottrells und ihr Oberhaupt, so kann er gewiß sein, in absehbare Zeit das Zeitliche zu segnen. Dafür sorgen Dan Duff und die Revolvermänner in Anses Diensten. Randolph Sloan, ein sympathischer junger Bursche, der brav und fleißig seine Ranch bewirtschaftet, während sein älterer Bruder Sumner auf Grund einer erlogenen Anschuldigung des verbrecherischen Anse unschuldig im Gefängnis sitzt, versucht zunächst vergeblich das Kriegsbeil zu begraben. Aber gegen den bösen Willen seiner zu allem entschlossenen Gegner kommt er nicht an. Aber auch hier geht der Krug nur so lange zu Wasser, bis er bricht. Eines Tages schlägt die Stunde für Anse Cottrells heimtückische Machenschaften, und ein neuer Geist zieht im Lande ein, das den tapferen Sloans zu dauerndem Dank verpflichtet bleibt. Ein echter Raine, fesselnd bis zur letzten Zeile und geschrieben aus genauester Kenntnis von Land und Leuten."

Bis auf die erste Hälfte des letzten eben zitierten Satzes kann dem Werbetext zugestimmt werden. Übermässig spannend ist der Roman - wie fast alle Titel Raines - nicht, aber auf jeden Fall empfehlenswert. Dass die Story mit einem genretypischen Happyend schliesst, muss nicht betont werden und es ist ebenfalls klar, dass Anse Cottrell seine Strafe finden wird. Vollstrecker dieser Strafe ist ein Revolvermann, der im Dienste Cottrells stand, der sich aber vom seinem Auftraggeber abwendet, als er erkennt, wie skrupellos Cottrell seine eigenen Leute umbringt und damit ständig gegen den primitiven Code des Westens verstösst. Raine ist u.a. besonders lesenswert, wenn er lakonisch kurz ganze Geschichten in wenigen Zeilen erzählt.

So berichtet ein Cowboy: "'Drüben im Palace hatte ich manche schöne Zeit erlebt. Ich war in ein Mädel namens Bell verknallt, aber sie hat einen Maultierfahrer namens Starr geheiratet. Seinen Vornamen weiß ich nicht. Sie sind nach Globe gezogen, letztes Jahr habe ich sie dort getroffen, sie ist fett geworden.'" (S. 161)
[Originalfassung des Zitats: "'I've had some good times in the Palace,' the little man said. 'There was a girl there namend Belle I took quite a fancy to. She up and married a mule skinner called Star. I disremember his first name. They moved to Globe. Last year when I was up there I bumped into her. She had took on considerable weight. Seems there's quite a constellation of little Starrs now.'" (Raine, THE SIX-GUN KID, Signet Books {Published by the New American Library of World Literature Inc.} New York 1952, p. 89 {= Signet 973})]
(Karl Jürgen Roth)